UNSCHäTZBARE HILFE - DIE UNERMüDLICHEN
Im Laufe der Zeit durften wir einige erstaunliche Menschen kennenlernen. Sie wurden zu unseren Verbündeten und ihre Hilfe ist unbezahlbar.
Da ist zum Beispiel die Schweizer Freiwillige Marianne. Bereits das dritte Jahr in Folge begleitet und unterstützt sie die Kastrationsaktionen der Tierärzte im Einsatz.
Sie ist sowohl im Tal der Esel allen Vierbeinern eine treue Freundin als auch in der Klinik eine geschätzte, wertvolle Assistentin.
Wenn Marianne nicht in der Klinik mitarbeitet, sucht sie mit uns die Region nach notleidenden Tieren ab. Egal, ob es darum geht, einen Esel zu bürsten, eine ängstliche Welpenmama zu beruhigen oder in hektischen Phasen positive Ruhe auf unser Team zu übertragen – Marianne tut Mensch und Tier gut.
In der Region ist Lyubka wohl unsere entschlossenste und aktivste Freiwillige. Bei jeder unserer Kampagnen pendelt sie Hunderte von Kilometern zwischen ihrer Heimatstadt Sandanski und Banichan und bringt uns Hunde sowie Katzen. Mit Geduld, Einfühlsamkeit und Erfindergeist fängt sie die gefundenen Tiere ein, fährt sie zur Behandlung oder Kastration und löst bei uns ob der beeindruckenden One-Woman-Show immer wieder Beifall aus.
Der letzte Patient, den Lyubka zu dessen Glück traf, war in einen mit Öl gefüllten Schacht gefallen. Sie schafft es, den Hund herauszuholen und in die Klinik zu fahren.
Unermüdlich säubert sie zusammen mit Marianne während Stunden den versehrten Hund und lindert dessen Pein.
Am selben Tag entdeckt Lyubka eine kleine obdachlose Hündin, die früher vermutlich als Haustier ein Zuhause hatte. Sie leidet unter einem riesigen Brusttumor und wird von Lyubka umgehend zu unseren Ärzten gefahren.
Nach erfolgreicher Operation wird über die Zukunft der Kleinen beraten. Vielleicht war die rettende Begegnung mit Lyubka ihre zweite Chance.
Shaban ist ein weiterer unermüdlicher Kämpfer an unserer Seite. Er lebt und arbeitet im Nachbarort Breznitza und kümmert sich in freien Stunden seit Jahren um das Wohlergehen der heimatlosen Tiere in der Region. Sie erhalten Futter, wenn nötig medizinische Versorgung und nicht zuletzt viel Liebe und Zuneigung.
Bestens vorbereitet wartet er auf unsere neueste Kampagne. Er führt uns zu seinen noch nicht kastrierten, an einem Ort versammelten vierbeinigen Freunden. Für die Hunde ist Shabans Anwesenheit sehr beruhigend und erleichtert uns die Arbeit.
Während wir die nächste Patientengruppe transportieren, bleibt Lyubka mit dem schreckhaftesten der Hunde zurück. Sie ist die einzige uns bekannte Person, die bereit ist, unzählige Stunden mit einem grossen, fremden, jungen Kangal-Mix zu verbringen, eine Bindung aufzubauen und das Vertrauen des verängstigten Tieres zu gewinnen.
d
Shaban war das infizierte Auge des Hundes aufgefallen. Zwar kann er ihn ins kleine Rudel aufnehmen, das Einfangen übernimmt aber Lyubka, welche uns das gezeichnete Tier in die Klinik bringt.
Beim Untersuch stellen wir fest, dass sich das linke Auge nie vollständig entwickelt hat. Es ist kleiner als das rechte und unter das Augenlid gesunken. Die Lücke zwischen Lid und Auge füllt sich zunehmend mit Sekret und Krankheitserregern, was zu chronischen Infektionen führt.
Nach eingehender Beratung entscheiden wir uns für eine Operation und Verkleinerung des Augendeckels – ein riskanter Eingriff ohne Erfolgsgarantie, aber unter den gegebenen Umständen die beste Option. In der Zwischenzeit kontaktiert Shaban einen Bekannten. Dieser stimmt einer Adoption zu und wird den Hund seinen Weinberg bewachen lassen. Eine gute Nachricht - die Strasse ist kein Ort für einen so grossen Hund, den die Menschen aus Angst meiden oder ihm gar etwas antun.
Und dann sind da auch noch unsere Unermüdlichen vom Tierheim «Little Paws of Nevrokop». Auch sie gehören zu den Freiwilligen, die keine Extratour scheuen, um ihren rund sechzig sowie anderen in Not geratenen Tieren zu helfen. Wann und wie immer möglich unterstützen wir ihren grossartigen Einsatz.
Leider reichen all unsere gemeinsamen Anstrengungen manchmal nicht aus. Diese beiden Welpen haben gegen das zu weit fortgeschrittene und daher nicht mehr behandelbare, aggressive CDV (Canine Staupe Virus) keine Chance. Wir kommen zu spät – es schmerzt und ist wie immer herzzerreissend.
Ein weiterer Hund mit einem schweren neurologischen Problem benötigt unsere Hilfe. Gute Seelen vom Tierheim retteten ihn aus einem Haus, in dem er mehrfach auf den Kopf geschlagen wurde. Wir alle brauchen einen Moment, um das zu verarbeiten. Egal, wie oft wir Beispiele von Tierquälerei erleben, unser Atem stockt jedes Mal auf’s Neue.
Der Hund ist völlig blind und hat eine schlechte Koordination. Wir erfahren, dass er zum Glück recht lebhaft ist und sich selbstständig ernähren kann.
Wie der Untersuch zeigt, stammt die fortgeschrittene Muskelatrophie an der rechten Schläfe nicht von einem kürzlichen Trauma. Da es unsicher ist, ob er die Narkose überleben würde, verzichten wir vorerst auf eine Kastration. Für eine fundierte Beurteilung bedarf es weiterer Beobachtungen, zumal unser Patient erst seit kurzer Zeit bei den Little Paws of Nevrokop ist.
Selbst misshandelte Hunde spüren schnell, wenn ihnen Liebe und Freundlichkeit entgegengebracht wird. So hat auch unser junger Freund bereits in der ersten Woche Vertrauen gefasst und bleibt gern bei den liebevollen Freiwilligen im Tierheim. In ein paar Monaten treffen wir uns wieder und sehen nach ihm.
Unser Kastrationsprojekt beenden wir mit der beruhigenden Gewissheit, dass unsere Unermüdlichen den schutzlosen Tieren der Region stets mit offenen Herzen und helfenden Händen beistehen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und sagen DANKE!