WENN DER WINTER KEINER (MEHR) IST
Ist der Winter sehr kalt, fahren zahlreiche Tiere ihre Aktivitäten herunter und sparen dadurch Energie – so ist es auch bei Eseln.
Im bulgarischen Tal der Esel ist das diesjährige Winterwetter jedoch aussergewöhnlich mild, sodass unsere tierischen Bewohner oft draussen unterwegs sind und die warmen Sonnenstrahlen geniessen.
An einem temperaturmässig normalen Wintermorgen ist für unsere Esel das nahrhafte Frühstück aus Gerste und Hafer ein besonderes Vergnügen. Egal, wie untypisch das Winterwetter auch ist, die Temperaturen sind im ganzen Tal üblicherweise tief, und eiweissreiche Nahrung bedeutet zusätzlichen Schutz gegen die Kälte. In den Nächten bildet sich Bodenfrost, weshalb wir die Tiere erst auf die Weide lassen, wenn er geschmolzen ist. Das Grasen auf frostigem Boden kann bei vielen Eseln zu schweren Koliken führen. Die unsere vierbeinigen Freunde versorgenden Menschen kontrollieren das Gelände und stellen sicher, dass die Esel nur auf Böden weiden, die keine Gefahr für ihren Verdauungsapparat darstellen.
Dieses Jahr ist Frost aber kein nennenswertes Thema. Und wenn es welchen gibt, schmilzt er schnell, sodass unsere Esel schon am Vormittag auf dem vertrauten Gelände unterwegs sind und auf frischen Grasbüscheln weiden. Üppiges Gras ist – oder war es zumindest bisher - im Winter selten, aber jetzt ist es zufolge überdurchschnittlicher Feuchtigkeit, Wärme und viel Sonnenlicht reichlich vorhanden. 25 bis 50 % der Nahrung eines Esels bestehen aus Heu und Gras. Im Gegensatz zu Gras ist Heu ganzjährig verfügbar; dieses ungewöhnliche Januarwetter war für unsere Talbewohner daher durchaus angenehm.
Wie in anderen Monaten auch nutzen jüngere sowie noch fitte Esel die wärmere Tageshälfte für das Erkunden der näheren und weiteren Umgebung. Ältere oder erholungsbedürftige Bewohner halten die Tierärzte im Einsatz in der Nähe des Stalls. Dieser Winter ist zwar milder und bringt weniger Schnee, doch die plötzlich auffrischenden Winde können oft stechend sein. Die empfindlicheren Tiere müssen daher schnell Schutz finden können.
Bittere Winterkälte herrscht oft Ende Januar, doch der Februar ist in Bulgarien häufig noch frostiger. Jeder Tag, den die Esel im Winter draussen verbringen können, ist ein Geschenk. Aber auch bei tiefen Temperaturen, Regen oder Schnee wissen wir, dass es unseren Schützlingen gut geht. In den Ställen drängen sie sich gern eng aneinander und erhalten nebst artgerechtem Futter alles was sie brauchen. Die Ställe im Tal sind geräumig, sodass die Tiere ausreichend Bewegungsfreiheit haben; zudem eignen sie sich sehr gut als Witterungsschutz.
Esel sind sehr gesellige Tiere und entwickeln untereinander enge Bindungen – im Stall steigert somit auch das Zusammenkuscheln ihr Wohlbefinden. Die ständige Anwesenheit der Tal-Mitarbeiter ermöglicht ruhige und glückliche Eselleben; auch für eine Kältewelle sind wir im Tal der Esel gerüstet.