Ushko (Ushi bedeutet auf Bulgarisch «Ohren») freut sich immer, uns zu sehen. Heute hat er einen vierbeinigen Begleiter bei sich. Dies aus gutem Grund: Die Beschneidungen der Eselhufe sind für Hunde wahre Leckerbissen!
ESELPFLEGE 2024
23 December 2024
Sommerliche Eseltour
Erst gestartet, neigt sich 2024 bereits wieder dem Ende entgegen. Zeit für einen kurzen Rückblick – mit einigen Beispielen vom Sommer und Herbst 24 auch bezüglich unserer Eseleinsätze. In den Dörfern um Gotse Delchev behandeln wir seit Jahren Esel kostenlos. Im Gegenzug erklären sich die Besitzer bereit, nicht mehr länger benötigte Tiere uns zu überlassen, statt sie an die Fleischindustrie zu verkaufen.
Im Sommer 24 geht es im wahrsten Sinne des Wortes heiss zu und her, das Land leidet unter starker Hitze und Trockenheit. Gnadenlos brennt die Sonne auf Mensch und Tier herab, unser Team ist aber trotzdem auf dem Weg zum regionalen sommerlichen Eselpflegeprogramm. Einige Tiere treffen die Tierärzte im Einsatz in schattigen Ställen, andere auf den Wiesen und Feldern an. Eine kleine Anzahl Esel hat das Glück, im Sommer in kühlere Gebiete umgesiedelt zu werden. Da unsere Besuche alle paar Monate stattfinden, kümmern wir uns etwas später auch um deren Hufe.
Im Sommer sind die Hufe der meisten Esel in einem recht guten Zustand. Durch die Arbeit auf dem Feld werden sie auf mehr oder minder natürliche Art gekürzt. Ausser bei Eseln, die hauptsächlich in den Ställen bleiben, ist die Pflege aufgrund der Hitze und des trockenen Geländes jedoch ziemlich schwierig.
Häufig stossen wir in der heissen Jahreszeit auf solche Wunden. Wie hier liegt der Grund oft bei einer Überempfindlichkeit gegen Culicoides (eine Stechmückenart) und den scharfen Halmen bestimmter trockener Gräser. Diese sind die eigentliche Ursache für die Hautschädigungen, welche durch die Mücken verschlimmert werden.
Manchmal erhalten wir Hilfe von Eselbesitzern. Auch wenn diese teilweise einer gutgemeinten Geste gleichkommt, freut und rührt uns die durchaus auch nützliche Unterstützung stets.
Viele Esel kennen uns schon lange, und das Trimmen ihrer Hufe ist zu einem vertrauten Ritual geworden. Diese beiden altbekannten Langohren verbringen den Sommer immer im Dorf Beslen auf dem Fussballplatz – für sie brauchen wir keine zusätzliche Hilfe.
Es sind überaus herzliche Beziehungen, die im Laufe der Jahre entstehen können. Esel haben eine eigene Art, ihre Zuneigung zu zeigen.
Manche Menschen halten ihre Tiere lieber zu Hause, wo es kühler ist. So geht es auch diesem hübschen Kerl aus dem nahe unseres Eseltals gelegenen Dorf Banichan.
Einige Esel scheinen unsere Ankunft zu erahnen und erwarten uns in der Nähe der Strasse.
Gerne stellen wir Ihnen ein paar unserer Schützlinge näher vor:
Roberto aus dem Dorf Debren ist in seinem kühlen Zuhause.
«Ich will ihn nicht da draussen in der Hitze lassen. Was, wenn er einen Sonnenstich bekommt?» Die Sorge der Halterin um ihren Esel ist berührend.
Robertos Nachbar heisst Azis. «Er hilft bei der Arbeit mit dem Tabak, wird aber immer langsamer und unsicherer auf den Beinen», erzählt die Besitzerin und erinnert sich an seinen letzten Sturz; sie mussten einen Aufzug organisieren, um ihn wieder aufzustellen. Azis leidet altersbedingt an arthritischen Erkrankungen, und da seine menschliche Gefährtin allein lebt, kann sie sich bald nicht mehr ausreichend um ihn kümmern. Sie hofft, dass sie demnächst einen neuen, jungen Esel erhält und Azis später im Tal der Esel leben darf. «Aber erst im nächsten Frühjahr», ergänzt sie ihre Bitte und streichelt ihn. Wie könnten wir da nein sagen?!
Die Spuren des letzten Sturzes sind an Azis Bein noch klar sichtbar.
Kaifeyka (die Samtige) ist eine junge Eselin aus dem Dorf Baldevo. Bisher haben wir sie immer auf der nahegelegenen Wiese beim Grasen angetroffen, heute ist sie jedoch zu Hause. Es ist das erste Mal, dass wir ihren Stall betreten - ihre Lebensbedingungen sind erschreckend schlecht.
Wir tun unser Bestes – diesmal schneiden wir ihre Hufe. Zumindest sieht sie gut aus und hat trotz allem ein frohes Gemüt.
Mit seinem Besitzer auf dem Rücken kommt Gosho den Berg hinunter.
Den langen Weg hat Gosho tagtäglich auf- und abwärts zu gehen, was sich positiv auf seine Hufe auswirkt. Sie sind in gutem Zustand, auf das Trimmen kann dieses Mal verzichtet werden.
Alf ist ein ruhiger Esel und stets in seinem kleinen Hof ausserhalb Beslen anzutreffen. Obschon wir ihn nie unterwegs sehen, müssen seine Hufe nicht gestutzt werden. Dies deutet darauf hin, dass er viel und regelmässig läuft.
Marco ist wohl der ruhigste Esel, den wir auf unseren Touren behandeln. Er lebt im Dorf Hadzhidimovo und verbringt den Sommer jeweils in den Gemüsefeldern seines Halters. Für diesen ist Marco äusserst wichtig – einerseits bearbeitet er das Land, anderseits trägt er die Produkte herum. Wie die meisten Esel ist auch Marco gern aktiv und mag seine Arbeit.
Ein anderer Marco lebt im Dorf Borovo bei einer Familie, die seit Generationen ein Weingut betreibt. Egal, ob es Arbeit gibt oder nicht, Marco und sein Halter besuchen es täglich; so muss Marco nicht den ganzen Tag zu Hause sein. Den Rest der Zeit verbringt er in einem kleinen umzäunten Hof. «Er ist ziemlich temperamentvoll und tritt viel herum, für alle und mein Eigentum ist es so sicherer», erklärt der Besitzer.
Der nächste Halt ist ebenfalls in Borovo. Wir warten mit der Behandlung, bis sich unser Patient ausreichend im Staub gewälzt hat.
Unsere Kampagne «Eselpflege in der Region» erweitern wir um einen Tag, der einigen unserer Talbewohner zugutekommt. Sie sollen sich keinesfalls vernachlässigt fühlen!
