Während der Kastrationsaktion im März in der bulgarischen Stadt Gotse Delchev erhalten die Tierärzte im Einsatz einen Anruf besorgter Einwohner. Sie hatten einen humpelnden Hund mit einer verstümmelten Vorderpfote gesehen und bitten uns, das verängstigte Tier einzufangen und zu versorgen.

Wir besuchen die ortsansässigen Tierfreunde. Trotz ausgelegtem Futter taucht der Hund aber nicht mehr auf; auch die von uns aufgestellte Falle bleibt leer. Nun heisst es warten und auf seinen nächsten Besuch hoffen.

Im April ist es soweit - es gibt erfreuliche Neuigkeiten. Der offenbar heimatlose Hund ist zu seinen Wohltätern zurückgekehrt und hat sich ihnen anvertraut. Sie fragen, ob wir ihn vorübergehend bei uns aufnehmen, bis ein passendes Zuhause gefunden ist.

Nach eingehenden Abklärungen über seinen Gesundheitszustand geben wir dem ca. 1.5-jährigen, bulgarischen Jagdhund-Mischlingsrüde, den Namen «Avram».

Dies im Gedenken an unseren kürzlich verstorbenen Hund Avram, welcher ebenfalls eine verletzte Vorderpfote hatte.

Die Untersuchung ergibt, dass der «neue» Avram zwei Zehen verloren hat, die Pfote aber inzwischen verheilt ist. Trotzdem humpelt er noch etwas. Die Art seiner Verletzung lässt vermuten, dass er entweder in eine Falle getappt ist oder von einem Auto angefahren wurde. Wir werden nie erfahren, was alles passiert, wie sein bisheriges Leben verlaufen ist – es bleibt Avrams Geheimnis...

Er ist zwar noch etwas schreckhaft, aber sehr gutmütig und sanft, obschon er bestimmt einiges durchgemacht hat.

Im Tal der Esel geniesst Avram den Spaziergang mit seinen Freunden. Er geht sehr gut an der Leine, was darauf hindeutet, dass er wahrscheinlich einmal ein Zuhause hatte. Bald wird er kastriert und geimpft. Danach steht einem Neuanfang nichts mehr im Wege.