EMOTIONALE MOMENTE IN RIBNOVO, BULGARIEN

10 May 2022

Ribnovo ist ein kleines Dorf im über 2500 m ü. M. hohen Pirin-Gebirge (Bulgarien).

Eine dort ansässige Familie fragt an, ob die Tierärzte im Einsatz die Pflege ihres Esels Mutte übernehmen würden. «Mutte und wir sind alt geworden. Wir haben nicht mehr die Kraft, uns ausreichend um ihn zu kümmern, und er soll nicht den ganzen Tag in der Scheune verbringen müssen». Wir versprechen, ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit abzuholen und ins Tal der Esel zu bringen.

 

 

Zwei Monate später ist es soweit. Im Tal gibt es wieder Platz für einen neuen Esel. An einem kalten, klaren Tag fahren wir die steile, rutschige Strasse zum Dorf hinauf. Nach der rund einstündigen Fahrt erreichen wir unser Ziel. Der Anhänger ist jedoch zu breit für die enge Strasse, in der die Familie lebt; weiter geht’s daher zu Fuss.

 

Vor dem Haus erwartet uns die ganze Familie. Es ist nicht zu übersehen, wie viel ihnen ihr Esel Mutte bedeutet – ihre Emotionen sind spürbar.

 

Besitzer Letif erzählt, dass sie seit drei Jahrzehnten zusammen sind – der Esel ist mittlerweile Teil des Lebens dreier Generationen. Als Mutte zu Letif kam, war er ein alleinstehender Mann, jetzt hat er Enkelkinder. Alle hängen an Mutte, einen ganz besonderen Platz hat er aber in den Herzen von Letif und dessen Enkel.

 

Mit einem Blick in die Vergangenheit berichtet Letif, wie Mutte und er damals zusammenkamen. Laut Aussage des Verkäufers war Mutte ein sechsjähriger, erfahrener Arbeitsesel. Zuhause war es aber unmöglich, den Packsattel auf Muttezu legen - er wäre schlichtwegs umgekippt oder gar hingefallen. Eines Tages begegnete Letif zufällig dem Verkäufer. Auf den Vorwurf, dass er einen «betrunkenen» Esel erhalten habe meinte dieser ungerührt, dass Mutte erst dreijährig und noch zu schwach für einen Sattel sei. Letif müsse lediglich noch etwas warten.

Ferner erfahren wir, dass Mutte seinem Halter immer folgte, undals sich dieser einmal versteckte, wurde der Esel zunehmend ängstlich und suchte Letif überall. Es war offensichtlich, dassMuttesehr an seinem Freund hing. Wenn Letif indessen beschäftigt war, stupfteMutte ihn sanft und bat schnaubend um Aufmerksamkeit. Andere Erlebnisse, die uns Letif beschreibt, lösen bei ihm die eine und andere Träne aus und berühren auch uns sehr.

 

Ein bewegender Abschied – doch auch wenn er schmerzhaft ist weiss Letif, dass wir uns gut um seinen Muttekümmern werden. Und das macht ihn glücklich.

Jetzt ist Mutte in unserem Tal der Esel bei seinen Artgenossen angekommen. Es geht ihm sehr gut, aber er hat immer noch keinen engen Freund. Wir sind überzeugt, dass dies bald geschehen wird.

 

 

Blättern Sie durch die Galerie von Mutte im Tal der Esel.

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