KASTRATIONSAKTION - EIN EINBLICK
Gerne nehmen wir Sie auf die anfangs 2024 durchgeführte Kastrationsaktion mit. Sie ist repräsentativ für unsere Kampagnen und vermittelt einen Einblick in deren Ablauf. Während dieser einwöchigen Aktion kastrieren wir insgesamt 393 Tiere (216 Katzen und 177 Hunde).
Tierärzte im Einsatz - wie es der Name sagt, setzen wir uns nebst den Kastrationen auch stets für in Not geratene Tiere ein und versorgen sie medizinisch.
Wir starten unsere Kampagne im Tierheim «Little Paws of Nevrokop» (alter Name der Stadt Gotse Delchev). Die noch junge Organisation besteht aus einem kleinen Team. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, unerwünschten Katzen und Hunden aus der Region im Herbst 2023 eröffneten Tierheim Schutz zu bieten.
Nach einem halben Jahr leben bereits 50 Tiere in der Unterkunft. Die Bedingungen sind zufolge ungenügender finanzieller Mittel nicht ideal; die Tierschützenden vor Ort geben ihr Projekt aber nicht auf und versuchen, das Wohlergehen ihrer Schützlinge schrittweise zu verbessern.
Kein Tier wird abgewiesen, jedes ist willkommen. Das Tierheim bemüht sich, ein dauerhaftes Zuhause für seine Bewohner zu finden. Die Neuankömmlinge sind jedoch bedeutend zahlreicher als die Glücklichen, die in ein neues Daheim umziehen dürfen.
Wir beschliessen, dieser kleinen lokalen Organisation zu helfen und kastrieren alle in Frage kommenden Tiere. Damit wird eine weitere Vermehrung im Tierheim vermieden und die Aggressivität bestimmter Rüden reduziert.
Anschliessend beginnen wir mit der eigentlichen Aktion. Wir fangen die Tiere ein und transportieren sie in unsere Klinik, wo sie kastriert und geimpft werden. Nachdem sie sich ausreichend erholt haben, bringen wir sie in ihr Revier zurück.
Täglich legt unsere Freiwillige Ljubka zwischen den Städten Sandanski und Gotse Delchev bis hundert Kilometer und mehr zurück. Trotz ihrem relativ kleinen Auto schafft sie es immer wieder, alle für die Kastration bestimmten Tiere in unsere Klinik zu bringen.
Das Tierärzte im Einsatz-Team fährt nach eingehenden Anrufen oft kreuz und quer durch die Gegend um Gotse Delchev.
Aus der ganzen Region bringen uns Menschen sowohl eigene als auch fremde Tiere für diverse Behandlungen. Manche Begegnungen sind berührend und stimmen optimistisch. Diese Familie kommt beispielsweise mit drei gefundenen Hunden für deren Kastration. Der Sohn ist ein zukünftiger Tierarzt, studiert noch und möchte sich von uns inspirieren lassen. Er ist jederzeit willkommen, um direkt vor Ort mehr über unsere Arbeit zu erfahren. Unterstützung durch eine entsprechend aufgeklärte lokale Gemeinschaft ist der Schlüssel für die Lösung des Problems von wachsenden Hunde- und Katzenpopulationen.
Nicht nur Kastrationen beschäftigen uns - wie immer stossen wir auch auf einige Tiere, die eine sonstige tierärztliche Versorgung benötigen.
Wunde
Die örtliche Gemeinde bittet das Tierheim «Little Paws of Nevrokop» um die Aufnahme eines grossen, älteren Rüden, da sich die Menschen von ihm belästigt fühlen. Er ist vor kurzem in der Stadt aufgetaucht – wahrscheinlich handelt es sich um einen nutzlos gewordenen ehemaligen Wachhund. Die klaffende Wunde an der Seite seiner Brust ist definitiv kein Anblick für empfindliche Augen.
Wir reinigen und drainieren die Wunde. Mit der angezeigten Behandlung stellen wir zudem sicher, dass der liebenswerte Riese keine Beschwerden hat und den Rest seines kaum einfachen Lebens schmerzfrei verbringen kann. Anschliessend kastrieren wir ihn, doch ist es leider praktisch aussichtslos, solch grosse, alte Hunde zu vermitteln. Immerhin darf unser neuer Freund im sicheren Tierheim bleiben.
Kirschauge
Etwas später haben wir gleich zwei Patienten mit Augenleiden; beim ersten ist es ein «Kirschauge». Hunde verfügen innerhalb des unteren Augenlids über ein drittes Lid (eine sogenannte Nickhautdrüse), welches das Auge zusätzlich schützt. Bei einem Kirschauge schwillt diese Drüse an und fällt vor, was unbehandelt zu Komplikationen, Infektionen und Gewebeschäden führen kann.
Alles verläuft gut, und unser operierter Gast wird bald in sein Revier zurückkehren.
Nach innen gerolltes Augenlid
Der zweite Augenpatient leidet unter einem Roll-Lid (Entropium). Dabei rollen sich die Wimpern und Haare auf dem Augenlid nach innen und reiben bei jeder Bewegung über den Augapfel. Binde- und Hornhaut werden gereizt, und es können Geschwüre oder Perforationen entstehen, die das Sehvermögen beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion zum Verlust des Auges bzw. zur Erblindung führen.
Wie beim «Kirschauge» ist auch bei dieser Erkrankung ein chirurgischer Eingriff unvermeidbar.
Fellpflege für Strassentiere
Während sich einige Teammitglieder medizinischen Problemen widmen, bringen andere mit einer gründlichen Fellpflege etlichen Tieren enorme Erleichterung.
Ein Bichon-Mix, der früher vermutlich jemandem gehörte, hat eine miserable Zeit auf der Strasse verbracht. Das Fell ist ausser Kontrolle geraten, der Mangel an Pflege sowie das Leben im Freien hinterlassen auch zahlreiche physische Spuren wie verwickelte Haarballen, Flohnester usw. Schon in der aktuell noch kühleren Jahreszeit schlimm, würde der Sommer für den Hund in diesem Zustand unerträglich oder gar lebensbedrohlich, sollte eine Hitzewelle über die Stadt hereinbrechen. Hauterkrankungen wären mit Sicherheit bald die Folge.
Leistenbruch
Der letzte Patient hat einen Leistenbruch, den wir während der Narkose für die Kastration auch gleich operieren. Es ist stets ein gutes Gefühl, ein Tier nicht nur kastriert, sondern auch anderweitig behandelt entlassen zu können. Solche Entscheidungen treffen wir vor Ort und der jeweiligen Situation angepasst: Nomen est omen - Tierärzte im Einsatz!