EINE UNERWARTETE PATIENTIN

02 August 2023

Zeit für die Hufpflegetour. Die zwischenzeitlich wiederum behandlungsbedürftigen Esel warten auf uns.

Wir beginnen in Beslen, einem Dorf nahe der griechischen Grenze. Es ist eines der wenigen Dörfer in Bulgarien, wo Esel noch zum Arbeiten eingesetzt werden. Im steilen Gelände gibt es kaum Infrastruktur, sodass die Einheimischen nur mithilfe ihrer Esel die Anbauflächen erreichen und bewirtschaften können.

Mittlerweile kennen wir die Aufenthaltsorte unserer vierbeinigen Patienten und besuchen sie ohne Voranmeldung. Nach einigen Jahren Arbeit in der Region werden wir jeweils nicht nur erwartet, sondern sind stets auch herzlich willkommen - Menschen und Tiere kennen und vertrauen uns. Dies spart viel Zeit, welche die Tierärzte im Einsatz für den Ausbau ihrer Arbeit nutzen.

Auf der Weide mit der malerischsten Aussicht der Gegend treffen wir immer diesen besonderen Freund vor «seinem Grundstück» an.

 

Da wir diesmal ein grosses Team sind, können wir den Esel ausgiebig versorgen. Wir trimmen die Hufe, kontrollieren die Zähne, schrubben und bürsten ihn, damit er sein Winterkleid loswird.

 

Leider bürsten die regionalen Eselhalter das Fell ihrer Tiere kaum; sie warten lieber auf den Frühling. Obwohl Eseln kein eigentliches Winterfell wächst, erhalten sie auch etwas Pflege, indem die Besitzer die überschüssigen Haare abschneiden.

 

Beim nächsten Halt geht es um einen etwas schwierigeren Fall. Nebst der üblichen Hufpflege benötigt dieser Vierbeiner aufgrund seiner Unverträglichkeit gegen hohes Frühlingsgras auch vorbeugende Untersuchungen und Behandlungen. In der letzten Zeit litt er jedes Jahr erneut unter einem starken Ekzem mit eitrigen Flecken, die lange zum Abheilen brauchten.

 

Als die Zusammenhänge klar waren, begannen wir bereits ca. einen Monat vor Ausbruch des Ekzems mit der prophylaktischen Behandlung. Heute stellen wir erfreut fest, dass die Beine unseres Patienten gut aussehen. Es sind zwar noch einige alte Narben sichtbar, aber in diesem Frühjahr keine neuen Wunden oder nässenden Stellen hinzugekommen.

 

Es gibt hingegen Anzeichen für Übergewicht. Der Besitzer bestätigt, dass sein Esel den ganzen Tag nichts anderes tut, als auf dem Rasen vor dem Haus zu grasen. Er hat das Tier sehr gern und füttert ihm jeweils eine doppelte Portion Gerste und etwas Brot dazu. Wir raten ihm, den Esel auf Diät zu setzen und seinen Futterverbrauch zu halbieren.

Und plötzlich wird unsere Tour unterbrochen….

Auf dem Weg zu weiteren Eseln kreuzt ein sichtlich beeinträchtigter Hund unseren Weg.

Strassenhunde sind in unserem Beruf fürwahr keine Seltenheit – sie gehören schon aufgrund der Kastrationskampagnen zu unserem Alltag. Es ist indessen auch üblich, Haustiere nach draussen zu lassen; wir sehen sie oft vor den Toren ihres «Königreichs» faulenzen. Diese Hündin fällt uns aber wegen der enormen Wucherung an ihrer Brustdrüse auf.

 

Wir fragen uns zu der Frau durch, die sich um den Hund kümmert und bieten ihr unsere Hilfe an. Mit guten Erfolgsaussichten können wir ihre Begleiterin in unserer Klinik operieren.

 

Unser Angebot wird gern angenommen. Die Frau bringt die Hündin zu unserem Auto und erzählt, dass das gutmütige Tier vor einiger Zeit von einer Schlange gebissen wurde und etwas später die Geschwulst entstand. Es handelt sich dabei um eine grosse, nässende Zyste, teils mit offenen Wunden, was entsprechend starke Beschwerden auslöst.

 

In der Klinik bereiten wir die Operation vor.

Vier Tage später geht es unserer unerwarteten Patientin bereits wieder gut, und sie darf zurück zu ihrer Betreuerin.

Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen