EDUKATION

Wie Menschen Tiere behandeln, hat sehr oft auch mit Wissen zu tun.

Gerade bei unserer Arbeit mit den Arbeitseseln in Bulgarien fällt auf, dass die Menschen ihre Tiere sehr oft lieben und ihnen nichts Böses wollen. Trotzdem leiden die Tiere, weil sie aus Unwissenheit falsch gefüttert oder ihre gesundheitlichen Probleme nicht erkannt werden. Tierschützerische Aktivitäten kommen in der Regel immer einem oder mehreren Tieren direkt zugute und verbessern das Leben dieses Tieres oder einer Tiergruppe. Doch lösen sie selten das Grundproblem – denn das Grundproblem liegt immer beim Menschen und seinem Umgang mit den Tieren. Deshalb kann Tierschutz nur nachhaltig wirksam sein, wenn er mit Information und Erziehung verbunden ist.

Kinder – Die zukünftigen Entscheider der Gesellschaft

Langfristig am wirksamsten ist wohl die Beeinflussung von Kindern im Umgang mit Tieren. Kinder und junge Menschen sind noch sehr empfänglich für die Entwicklung von Respekt und den Tierschutz.

Die Tierärzte im Einsatz machen Schulbesuche in Kindergärten und Grundschulen in Italien, Bulgarien und Griechenland, um den Kindern spielerisch zu erklären, welche Bedürfnisse die verschiedenen Tiere haben. Sie erarbeiten gemeinsam, die Körpersprache der verschiedenen Tiere zu verstehen und ihnen entsprechend zu begegnen. Und es geht auch darum, dass Kinder lernen, dass Tiere Wesen sind wie wir, die ebenso Liebe und Glück, Schmerz und Trauer empfinden. Und dann geht es um Frage: Wie kommt es zu so vielen armen Strassentieren und was müsste sich ändern, damit es nicht mehr so ist?

Das Ziel ist nicht nur die Vermittlung von Wissen über Tiere, sondern auch, die Einwirkungen und Folgen menschlichen Handelns zu thematisieren. Tiere sind keine Geschenke und auch kein Spielzeug, man muss sie gut behandeln und darf sie nicht einfach aussetzen. Die Kinder lernen, dass man als Besitzer die Verantwortung trägt für sein Haustier. So werden Empathie und Tierschutz schon früh in den jungen Menschen verankert, damit sie in der Zukunft bessere Entscheidungen treffen als ihre Eltern heute. Im besten Fall tragen die Kinder ihr Wissen nach Hause und bewirken auch dort ein Umdenken.

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Private Tierhalter – Mehr Bewusstsein über die Verantwortung 

Alle Strassentiere stammen letztlich von privaten Tieren ab, sie sind die Quelle immer wieder neuer Tiere auf den Strassen. Vielen privaten Tierhaltern mangelt es an Wissen über das Thema Kastration, sie können es sich nicht leisten oder es fehlt ihnen das Bewusstsein über das Schicksal ihrer ausgesetzten Würfe. Mittels Informationskampagnen rund um unsere Kastrationsaktionen klären die Tierärzte im Einsatz sie auf über die Möglichkeiten, aber auch über ihre Pflichten. Den meisten Besitzern ist nicht bewusst, dass ihr Tier einen Microchip tragen muss und sie als Besitzer die Verantwortung tragen, für ihr Tier und auch für seinen allfälligen Nachwuchs. Hier ein Beispiel: Unser Flyer für griechische Tierbesitzer räumt auf mit Vorurteilen und informiert über alle Belange rund um die Kastration.

Behörden – Humane Lösungen und Gesetzesvollzug 

Als Entscheidungsträger und Vollzugsverantwortliche sind Regionalregierungen, Gemeinden und Polizei unsere täglichen «Vertragspartner». Ohne den Segen der amtlichen Stellen, können wir keine Kastrationsaktionen durchführen. Deshalb ist die Überzeugungsarbeit ein grosser Teil unserer Arbeit. Nur wenn wir diese Leute von der Wirksamkeit von Kastrationen überzeugen und sie davon abhalten können, weitere Hundegefängnisse zu bauen, oder Tötungsaktionen durchzuführen, kann das Strassentierproblem gelöst werden. 

Sämtliche Arten der Tötung, die in den letzten 20 Jahren zur Reduktion der Streuner angewendet wurden, ist wirkungslos. Nach spätestens 1-2 Jahren war die vorherige Dichte an Tieren durch den geborenen Nachwuchs wieder erreicht und der grausame Kreis beginnt von vorne. Diese Tatsache ist einigen Gemeinden mittlerweile bewusst geworden. 

Die Tierärzte im Einsatz setzen genau dort an und stellen die Alternative vor: Nicht nur WHO-Studien belegen, dass Kastrationsaktionen die einzig sinnvolle und humane Lösung sind, sondern wir können mittlerweile ausgezeichnete eigene Resultate vorlegen. Das durch Tierärzte im Einsatz entwickelte 2-Jahres-Programm sieht rund 2100 durch die Stiftung durchgeführte Kastrationen vor, verlangt aber auch etliche Massnahmen von der Gemeinde. 

Doch nicht nur bezüglich Kastrationen arbeiten wir mit den Behörden zusammen. So können wir mittlerweile regelmässig Lektionen vor Polizeiaspiranten durchführen. Dabei geht es darum, was ihre Rechte und Pflichten als Polizisten sind, wann sie eingreifen sollen und dürfen. Offensichtliche Tierquälerei ist das Eine, aber wir lehren sie auch einzugreifen, wenn es «nur» um Vernachlässigung geht. So lernen die angehenden Polizisten, bei Tieren genau hinzuschauen, ob sie Nahrung, Wasser und Witterungsschutz haben und auch einzugreifen, sollte das nicht der Fall sein.

Bulgarische Bauern – Aufklärung über Haltung und Fütterung ihrer Arbeitsesel

Zurück zu den bulgarischen Bauern und ihren Arbeitseseln. In der Region um Gotse Delchev in Südwestbulgarien hat sich die Situation der Arbeitsesel bereits stark verbessert. Es spricht sich herum, dass die Tipps der Tierärzte im Einsatz gut sind, dass es den Tieren dadurch wirklich besser geht und sie dadurch letztlich auch die bessere Arbeitsleistung erbringen. Stetige Aufklärungsarbeit hat dazu geführt, dass alte, für die Tiere trotzdem schädliche Traditionen, aufgegeben wurden. Unsere regelmässige jahrelange tierärztliche Arbeit mit den Arbeitseseln schafft bei den Bauern ein Vertrauen, mit dem wir durch Aufklärung positive Veränderungen für viel mehr Tiere erzielen können als nur für das Tier, vor dem wir aktuell stehen. Mittlerweile können wir mit den Bauern auch über die Kastration ihrer Hunde reden und immer mehr von ihnen sind dazu bereit.

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