BABA MARTA

09 Mai 2023

 

Alljährlich findet am 1. März der wohl speziellste aller bulgarischen Nationalfeiertage statt – Baba Marta (März der alten Dame oder März der Oma).

Eine jahrhundertealte wundersame Tradition, welche Alt und Jung zum Lächeln bringt und die am Ende des Winters oft etwas getrübte Stimmung hebt.

Seit 2017 steht dieser Brauch aufgrund seines Alters und seiner Besonderheit auf der «Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit» der UNESCO.

Am 1. März tauschen die Bulgaren rot-weiss geflochtene Schnüre oder Figuren aus und wünschen sich für das neue Jahr Gesundheit und Glück. Diese sogenannten Martenizi werden als Glücksbringer und Schutz vor bösen Geistern an Freunde und Verwandte verschenkt. Aber auch nur flüchtige Bekannte oder gar fremde Geschäftspartner, die man am 1. März zufällig trifft, werden bedacht.

Eine erhaltene Marteniza wird anschliessend am Handgelenk getragen oder an die Kleidung geheftet. In ländlichen Gebieten zieren Menschen oft auch ihre Haustiere damit. Egal in welchem Alter, welcher Gesellschaftsklasse, ob weiblich oder männlich – die ganze Bevölkerung trägt ab dem 1. März mindestens eine Marteniza und feiert - meist mit mehreren beschmückt - das wohl beliebteste bulgarische Fest.

Martenizi werden für eine bestimmte Zeit getragen, in der Regel bis zur Rückkehr der ersten Vögel wie Störche oder Schwalben, die den Frühling ankündigen. Immer mehr Menschen leben in dicht besiedelten Gebieten oder Städten. Für diese sind Störche kaum zu beobachten, sodass viele den astronomischen Frühlingsanfang am 21. März wählen, um ihre Martenizi abzulegen. Es soll Glück bringen, wenn sie an einen Ast gehängt werden und bis Ende März dadurch noch mehr Bäume blühen. Manche Baumkronen muten wie ein rot-weisses, geräuschloses Feuerwerk an.

In mehreren Legenden wird berichtet, wie der 1. März zum Tag der Baba Marta und der Martenizi wurde. Die langlebigste geht auf die Gründung des Landes im siebten Jahrhundert zurück.

Es heisst, dass der Gründer Bulgariens, Khan Asparuh, seiner Schwester durch eine Botentaube übermitteln liess, für ihren Stamm ein wahres Paradies auf Erden gefunden zu haben. Mit einem weissen Seidenfaden am Bein schickte die Schwester die Taube zurück als Zeichen, dass sie seine Nachricht erhalten hatte, gesund sei und sich mit ihm im neuen Land niederlassen wolle. Der Faden schnitt jedoch tief ins Bein des Vogels ein und färbte sich durch sein Blut rot. Der Legende nach kam die Taube am 1. März wieder bei Khan Asparuh an. Dieser nahm den Faden und befahl, die beiden miteinander verwobenen Farben sollten nun die Einheit Bulgariens symbolisieren. Weltweit tragen Bulgaren bis heute Martenizi als Erinnerung an den Ursprung ihres Landes.

Was davon wahr ist weiss niemand, aber wir freuen uns über eine Tradition, die Wildtiere miteinbezieht. Bleibt zu hoffen, dass das Bein der Taube eine gute Behandlung erhielt und ihre Leistung von da an täglich z. B. mit einer feinen Haferflockenmahlzeit mit Nüssen gewürdigt wurde!

Die Tierärzte im Einsatz feiern Baba Marta mit den einheimischen Kindern von Banichan. Die Kleinen sind an diesem Tag überglücklich und wetteifern, wer die meisten Martenizi bekommt. Wir sorgen dafür, dass unsere Esel mit den fröhlichen roten und weissen Anhängern geschmückt sind und laden die Kinder zu einer kleinen Aufführung ein, in der Baba Marta vom Berg herunterkommt.

Laut Überlieferung soll Baba Marta eine etwas mürrische alte Dame sein, deren Laune sich stets ändert - wie der Monat März, der sowohl mit eisiger Kälte als auch strahlendem Sonnenschein auftrumpfen kann. Unsere Baba Marta in traditioneller Folklorekleidung lächelt jedoch immer. Mit ihrem treuen, zwei Körbe tragenden Esel steigt sie den Berg herunter. Der eine Korb ist mit weisser, der andere mit roter Wolle gefüllt. Das sonst so ruhige Tal der Esel wird plötzlich von herzlichem Lachen und einer Fröhlichkeit durchströmt, die nur von aufgeregten Kindern stammen kann.

Unsere vierbeinigen Freunde geniessen die heitere Gesellschaft und deren leckere Karotten sehr. Sie werden auch gerne gestreichelt und lassen sich von unseren Besuchern reiten. Für gesellige Tiere wie Esel sind Anlässe wie Baba Marta immer wieder eine willkommene Abwechslung.

Zeit mit unseren Eseln zu verbringen bedeutet für die Kinder, mit Tieren in Kontakt zu treten. Für viele der Eltern waren Tiere in der eigenen Kindheit Familienmitglieder, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist. Jahr für Jahr ist der 1. März ein besonderer Tag, an dem Menschen und Tiere bunte Martenizi tragen und den bevorstehenden Einzug des Frühlings feiern.

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